Begriffe Tiefenpsychologie

Aus psych-med

OPD-2

Achse I: Krankheitserleben

  • Welche Störungen/Probleme und Ressourcen liegen vor?
  • Krankheitserleben/-Konzept
  • Veränderungskonzept/-Ressourcen/-hemmnisse

Achse II: Beziehungsgestaltung

  • Wie interagiert der Patient mit anderen?
  • Hypothesen über typische, beziehungsbezogene Erlebnisweisen/Handlungen (→ Übertragung/Gegenübertragung)
  • Erfassung repetitiver dysfunktionaler/maladaptiver zirkulärer Beziehungsmuster
colspan=2 | Perspektive A: Erleben des Patienten
Patient erlebt sich immer wieder so, dass er (andere/n) ... Patient erlebt andere immer wieder so, dass sie (ihn/ihm) ...
Perspektive B: Erleben der anderen (Untersucher)
Andere erleben, dass Patient immer wieder (andere/n) ... Andere erleben sich gegenüber dem Patienten immer wieder so, dass sie (ihn/ihm) ...
  • Zirkumplexmodell interpersonellen Verhaltens:
    • waagrecht Affiliation: Liebe/Verbundenheit - Aggression/Hass/Vernichtung
    • senkrecht Interdependenz: Abhängigkeit/Kontrolle - Autonomie/Freigabe

Achse III: Konflikt

  • Welche Motive (Konflikte) bewegen den Patienten?
  • idealtypische Konflikte (prototypische Entwicklungsherausforderungen):
    1. Individuation vs. Abhängigkeit
    2. Unterwerfung v. Kontrolle
    3. Versorgung vs. Autarkie
    4. Selbstwertkonflikt
    5. Schuldkonflikt
    6. Ödipaler Konflikt
    7. Identitätskonflikt
  • jeweils aktiver/passiver Verarbeitungsmodus
  • Ergebnis: 2 Hauptkonflikte, für Hauptkonflikt Modus der Verarbeitung

Achse IV: Struktur

  • Wie reguliert sich der Patient?
  • Strukturniveau (7 Stufen) = Fähigkeit zur Regulation des Selbst und der Beziehungen zu inneren/äußeren Objekten
  • 4 Dimensionen, jeweils 3 Basisfähigkeiten
  Bezug zum Selbst Bezug zum Objekt
1 Wahrnehmung Selbstbild, Affekte Selbst-Objekt-Differenzierung
2 Regulierung Impulse/Affekte, Selbstwert Beziehung, Mentalisierung
3 emotionale Kommunikation Affekte, Körperwahrnehmung Empathie, Reziprozität
4 Bindung Selbst-/Objektrepräsentanzen, Introjekte Bindungsfähigkeit, Hilfe annehmen

Achse V: Symptomatologie

  • Was liegt phänomenologisch-diagnostisch vor?
  • → deskriptive Diagnose nach ICD/DSM

OPD-Interview

  • systematisches klinisches Interview
  • Informationen objektiv/subjektiv/situativ-szenisch
  • gleichschwebende Aufmerksamkeit
  • Interventionstechniken: Deklaration, Klarifikation, Konfrontation, Intepretation

Abwehrmechanismen

  • Abwehr = Unbewusstmachen von psychischen Inhalten
  • Ziel: Schutz des Ich gegen Triebansprüche
  • grundsätzlich normal, Problem wenn Einschränkung der Realitätsbewältigung
  • Ziel der Therapie: Ich-Stärkung → Bewusstmachung der Abwehr als Methode
  • Gründe: Realangst, Über-Ich-Angst, Angst vor Triebstärke
  • nach Funktionsniveau:
    1. reif: Altruismus, Humor, Sublimation, Unterdrückung
    2. neurotisch: Verdrängung, Rationalisierung, Isolierung, Ungeschehenmachen, Somatisierung
    3. unreif (Borderline): Spaltung, Projektion, Idealisierung/Entwertung, Hypochondrie
    4. psychotisch: Paranoia, Halluzination, Wahn, Verleugnung, Depersonalisation, Derealisation
  • projektive Identifizierung: intrapsychischer Konflikt wird interpersonll inszeniert (BPS)
  • Introjektion/Identifikation mit dem Aggressor: PTSD
  • Spaltung: Unfähigkeit, Ambivalenz zu ertragen

psychosexuelle Entwicklungsphasen nach Freud

  1. oral 0-2: Bindungs-/Explorationsverhalten
  2. anal 2-3: Autonomie und Kontrolle
  3. ödipal/phallisch 4-6: Thema Triangulierung
  4. Latenzperiode 5-11. Fähigkeiten
  5. genital: Ablösung, Werte/Ideale, Sexualobjekte außerhalb der Familie

Konflikt

  • unbewusst, repetitivs Muster
  • setzt reife psychische Substrukturen voraus
  • bei frühr Störung → Bedürfnisspannung, auf Außenobjekte gerichtet
  • Versuchung/Versagung → Es/Trieb → Über-Ich → Ich-Abwehr → Symptom → Angstreduktion = primärer Krankheitsgewinn

Theorien

  • Strukturmodell:
    • das Unbewusste = Primärvorgang → Lust-Unlust-Prinzip
    • das (Vor-)Bewusste = Sekundärvorgang → Realitätsprinzip
  • topographisches Modell:
    1. bewusst
    2. vorbewusst
    3. unbewusst
  • Instanzenmodell:
    1. Es: Lustprinzip
    2. Ich: Realitätsprinzip
    3. Über-Ich: Ideal-Ich
  • Trieblehre:
    • Ziel = Befriedigung = Aufhebung von Spannung
    • Sexualtrieb = Libido → Bindung
    • Aggressionstrieb = Destrudo → Unterbrechung von Bindung
  • Ich-Psychologie:
    • Anna Freud: Fokus auf Ich-Leistungen und Abwehrmechanismen
    • Selbstorganisation = Homöostase = Ryhthmus auf Progression und Regression
    • Ich v.a. intentional → Ausrichtung auf Objekte
    • Ich-Funktionen → Selbst- und Beziehungsregulation (Wahrnehmen, Denken, Handeln, Steuerung von Affekten/Impulsen/Regression, Abwehr)
  • Selbstpsychologie:
    • Ich = präreflexiv, intentional
    • Selbst = reflexiv, Mentalisierung
    • Heinz Kohut: Selbst-Entwicklung unabh. von Trieb-/Ich-Entwicklung
    • optimale Frustration → realistisches Selbst
    • nicht optimal → Abspaltung, Selbst-Fragmente = narzisstische Wunden, Kränkbarkeit
    • primäres Ziel nicht Trieb-Befriedigung, sondern Selbstwertstabilisierung
    • Selbst → permanente intrapsychische Bewertung durch internalisierte Objekte (liebevoll/entwertend)
  • Objektbeziehungspsychologie:
    • interpersonelle Wende der PA
      • orthodoxe PA: Objekt = Person/Gegenstand → Befriedigung einer Triebregung
      • OBP: Objekt = reagierende Person → Emotion/Beziehung
    • Tendenz zur Aktualisierung früheher Objekterfahrungen → Wiederherstellung bekannter Beziehungskonstellationen, Vertrautheit/Sicherheit
    • Übertragung = Erleben einer aktuellen Beziehung unter dem Blickwinkel überdauernder Muster vergangener Beziehungserfahrungen
    • Melanie Klein, Donald Winnicott → Übergangsobjekte, "ausreichend gute Mutter"
  • Abstinenzregel: verplichtet Therapeut und Analysand, ihre Beziehungsfantasien nicht im Handlen zum Ausdruck zu bringen
    • Schutz der therapeutischen Situation
    • Frustration → verbale Auseinandersetzung, Einsicht
    • therapeutische Ich-Spaltung
  • Widerstand = psychische Abwehr
  • Widerstandsanalyse + Übertragungsanalyse → Kernelemente der PA

Struktupathologie

  • Objektkonstanz → Differenzierung Selbst(Objekt und Intergration negativer/positiver Anteile
  • über Identifikation/Internalisierung → reife Strukturen (Es, ich, Über-Ich)
  • strukturelle Ich-Störung = frühe Störung 0 BPS
    • unzureichende Selbst-Objekt-Differenzierung → fusionäre Objektbeziehungen
    • unzureichende Ich-Differenzierung → Identitäsdiffusion
    • unreife Abwehrmechanismen → Spaltung, projektive Identifikation
    • mangelnde Realitätsprüfung, verzerrte Wahrnehmung