Depression: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Dezember 2016, 14:33 Uhr
Grundlagen
- Punktprävalenz 5-10%
- Lebenszeitprävalenz 18%
- nach epidemiologischen Erhebungen keine Zunahme psych. Erkrankungen in den letzten 10 Jahren
- aber: deutliche Zunahme von AU-Tagen und AD-Verschreibungen ⇒ Diskrepanz in der Wahrnehmung?
- Verlauf:
- 10-20% Chronifizierung
- 20-30% partielle Remission
- 50% Remission, davon aber 60% Rückfall innerhalb von 5J.
- 80% psychische Komorbidität
Neurobiologie
- siehe auch Neurobiologie#Emotionsregulation
- Hippocampus unteraktiv/Volumenreaktion, Neurogenese↓ → reversibel; kognitive Funktionen/Pseudodemenz → oft AU-relevant
- PFC unteraktiv
- ACC unteraktiv
- Amygdala überaktiv/vergrößert
- Konsequenz für erfolgreiche Psychotherapie:
- Nutzen des Bindungssystems
- Aktivieren des limbischen Systems → emotional bedeutsame Erfahrungen
- dämpfen pathologischer Angst in der Amygdala
- Aufbau neuer Netzwerke mit Zugriff zu verhaltenssteuernden Systemen
Formen
- depressive Episode
- rezidivierende depressive Episode mit/ohne vollständiger Erholung
- Dysthymie (= "neurotische Depression") DD "depressive Persönlichkeitsstörung"
- Dysthymie + depressive Episode = double depression
- bipolare Störung
- leicht/mittel/schwer ohne/mit psychotischen Symptomen
Kriterien nach ICD-10
Hauptsymptome |
|
---|---|
Nebensymptome |
|
Schweregrad | Symptome gesamt | davon Hauptsymptome |
---|---|---|
leicht | 4 | 2 |
mittel | 6 | 2 |
schwer | 8 | 3 |
Therapie
- nach Leitlinie:
- leicht: 14d abwarten, bei Persistenz PT (oder AD)
- mittel: PT oder AD
- schwer: PT und AD
- nach 4 Wochen überprüfen:
- Besserung > 50%: Therapie fortsetzen
- Besserung < 50%: Therapie anapssen/ergänzen (z.B. Augmentation)
Psychotherapie
Pharmakotherapie
- siehe Antidepressiva
- Wechsel des Antidepressivums und AD-Kombination → kaum Nutzen
- Augmentation mit Lithium oder Atypika (z.B. Lamotrigin, Seroquel prolong) → nachgewiesener Nutzen bei chron. Depression und zur Rezidiv-Prophylaxe
- experimentell: Ketamin-Infusionen
sonstige Therapien
- Elektrokonvulsionstherapie (EKT):
- Auslösung eines Grand-Mal-Anfalles (= Wirkfaktor, nicht Strom selbst)
- bei Therapieresistenz, Stupor, psychotischer Symptomatik, unkontrollierbare Suizidalität
- unitemporal/bitemporal
- Serie, z.B. 12x; ggf. Erhaltungs-EKTs
- Krampfdauer möglichst > 20 s
- unter Kurznarkose, z.B. Propofol + Succinylcholin
- Verstärkung: Koffein; Abschwächung: Benzos
- keine MAO-Hemmer (Narkose-Risiko)
- Konsolidierung des Effektes z.B. durch Lithium, während der EKT-Serie aber niedrig dosiert
- Ketamin-Infusionen
- nicht-invasive Gehirnstimulation: transkranielle Magnetstimulation (TMS), transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)
- Lichttherapie: v.a. bei saisonaler Depression (Herbst/Winter): tgl. morgens 30' bei 10.000 Lux; vermuteter Wirkmechanismus: Melatonin ↓
- Schafentzugstherapie:
- komplett/partiell (zweite Nachthälfte)
- Response 50% mit Sofortwirkung, aber nur kurz
- Schlafphasenverlagerung: am nächsten Tag Schlaf von 17h-24h, dann 18h-1:00h, etc.
Depression als Risikofaktor
- Diabetiker → Mortalität verdoppelt
- KHK doppelt so häufig → HRV reduziert
- 20% der KHK-Patienten → schwere Depression
- Risiko für Herzinfarkt ↑
- Risiko für Schlaganfall ↑ 35 – 45%
"Depressives Glaubensbekenntnis"
Ich kann nichts
ich bin nichts
keiner mag mich
ich kann nichts daran ändern
nichts wird sich zum Guten wenden
und an allem bin ich selber Schuld
Psychodynamik
- depressiver Grundkonflikt nach Rudolf: Balance zwischen Selbst-Pol und Beziehungs-Pol
- Selbst-Pol zu stark: zu hohe eigene Ansprüche → introjektiv, resignativ, Autarkie-Bedürfnis
- Beziehungs-Pol zu stark: zu hoher Bindungswunsch → anaklitisch, Hilflosigkeit und Leere, Verlassensangst