Konzentrative Bewegungstherapie: Unterschied zwischen den Versionen

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== Theorie ==
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* tiefenpsychologisch:
Grundlagen:
** Weiterentwicklung des Gestaltkreises von [[Viktor von Weizsäcker]] → zwei Gestalt- und Regelkreise:  
** tiefenpsychologisch:
*** averbal → bewegen - wahrnehmen
*** Weiterentwicklung des Gestaltkreises von [[Viktor von Weizsäcker]] → zwei Gestalt- und Regelkreise:  
*** verbal → denken - sprechen
**** averbal → bewegen - wahrnehmen
* entwicklungspschologisch:
**** verbal → denken - sprechen
** Jean Piaget: sensomotorische Erfahrungen → Verhaltensmuster → Wiederholung → Schema
** entwicklungspschologisch:
** KBT: Erfahrungsangebote mit Bezug zu Entwicklungsphasen (Symbolisierung, Abstrahierung, Trennung/Individuation) →  
*** Jean Piaget: sensomotorische Erfahrungen → Verhaltensmuster → Wiederholung → Schema
*** KBT: Erfahrungsangebote mit Bezug zu Entwicklungsphasen (Symbolisierung, Abstrahierung, Trennung/Individuation) →  
Nachreifung, Entwicklung neuen Verhaltens
Nachreifung, Entwicklung neuen Verhaltens
* lerntheoretisch
** lerntheoretisch
* Hypothese:
** konzentrative Wahrnehmung auf das Leibliche im aktuellen Tun und Erleben (= "Bewegung") → Zugang zum Unbewussten/Leibgedächtnis (in Haltung, Bewegung, Verhalten) → Beziehungserfahrungen
** leibliche Wahrnehmung/Bewegung ⇒ "innere Bewegung" → affektive Erlebnisebene
** Bewusstwerdung alter Erfahrungen
** Unterbrechen von Automatismen
** Ermöglichen neuer Erlebnisinhalte
** Helmut Stolze: konzentratives Handeln = "Übung ohne zu üben."


== Methode ==
== Methode ==
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** Bewegung, z.B. auf verschiedene Arten gehen
** Bewegung, z.B. auf verschiedene Arten gehen
** Leiblichkeit, z.B. Körpergrenzen abklopfen
** Leiblichkeit, z.B. Körpergrenzen abklopfen
** Gestalten einer Szene, z.B. mit Gegenständen
** Austausch/Interaktion zwischen Gruppenmitgliedern und Therapeut
** Austausch, z.B. Berührungsdialog mit der Therapeutin
** Arbeit mit Gegenständen:
*** als Realobjekte
*** als Hilfsmittel zur Selbstwahrnehmung
*** als Symbol
*** zur Gestaltung einer Szene/des Körperbildes/einer Beziehung
*** als Übergangsobjekt → Mitnahme nach nach Hause zur Unterstützung und Weiterführung eines inneren Prozesses
* Ziele:
* Ziele:
** Anregung von Selbst- und Körperwahrnehmung
** Anregung von Selbst- und Körperwahrnehmung
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** Klärung von Beziehungssituationen
** Klärung von Beziehungssituationen
* danach verbale Bearbeitung: Klärung, Verdeutlichung, Differenzierung, Integration
* danach verbale Bearbeitung: Klärung, Verdeutlichung, Differenzierung, Integration
Eine zentrale Vorgehensweise ist die konzentrative Wahrnehmung im aktuellen Tun und Erleben. In der KBT wird dieses Tun und Erleben als Bewegung verstanden. Mit der Konzentration auf das Leibliche gewinnen wir Zugang zum unbewussten Gedächtnis. Ihm zugeordnet ist das Leibgedächtnis, das alle Erfahrungen, insbesondere die Beziehungserfahrungen speichert. Durch die konzentrative Hinwendung auf den eigenen Körper können Erinnerungen bewusst werden, die sich in Haltung, Bewegung und Verhalten ausdrücken. Mit jeder Belebung der Wahrnehmung wird gleichzeitig eine innere Bewegung ausgelöst. Im gegenwärtigen Tun können durch Bewegungsabläufe (gewohnte Tätigkeiten, wie z.B. Gehen, Greifen, Stehen, Liegen) alte Erfahrungen bewusst, Automatismen unterbrochen und neue Erlebnisinhalte ermöglicht werden. Die innere Beteiligung ermöglicht eine affektive Erlebnisebene, wodurch neue Verhaltensweisen leichter erlernt und integriert werden. Dies zeigen Ergebnisse der Lernforschung, wonach emotional getönte Inhalte am besten behalten werden. Durch Angebote, die einen Handlungsraum eröffnen, können diese neuen Erlebnisinhalte erprobt und durch Wiederholung vertieft werden. Helmut Stolze nennt diesen Vorgang „Übung ohne zu üben.“ Dieses konzentrative Handeln fördert ebenfalls Lerneffekte, wie die Forschungsergebnisse des Neurobiologen Braus zeigen, wonach Handeln und „Selbsttun“ einen 90%igen Lernerfolg haben.
Das geschilderte körperorientierte Erleben ermöglicht es dem Klienten, gesunde Anteile von Störungen zu unterscheiden und zu verstehen. Damit werden Themen für die psychotherapeutische Bearbeitung zugänglich und die Zielfindung wird erleichtert. Ein wesentlicher Bestandteil der KBT-Arbeit ist das Einbeziehen von Gegenständen. Dabei dienen Gegenstände als Realobjekte, als Hilfsmittel zum Aufbau der Selbstwahrnehmung, als Symbol, als Mittel zur szenischen Gestaltung, als Gestaltung des Körperbildes, als Objekt zur Beziehungsgestaltung zwischen Zweien oder Mehreren und als Übergangsobjekt, das den Klienten zur Unterstützung und Weiterführung eines inneren Prozesses mit nach Hause gegeben wird. Ein weiterer Fokus im therapeutischen Prozess ist die Gestaltung der Interaktion zwischen KlientIn bzw. Gruppenmitgliedern untereinander und der TherapeutIn. Erfahrungsberichte finden sich auf der Homepage des DAKBT unter www.dakbt.de




[[Kategorie:Therapie]]
[[Kategorie:Therapie]]

Version vom 8. Januar 2016, 14:06 Uhr

Geschichte

  • Helmuth Stolze
  • 1958 bei LPTW vorgestellt
  • Entwicklung aus Bewegungsarbeit von Elsa Gindler
  • Eigenwahrnehmung: "Werden sie erfahrbereit"
  • Leiblichkeit und Bewegung als wesentliche Elemente
  • 1975 Deutscher Arbeitskreis für KBT (DAKBT)

Theorie

Grundlagen:

    • tiefenpsychologisch:
      • Weiterentwicklung des Gestaltkreises von Viktor von Weizsäcker → zwei Gestalt- und Regelkreise:
        • averbal → bewegen - wahrnehmen
        • verbal → denken - sprechen
    • entwicklungspschologisch:
      • Jean Piaget: sensomotorische Erfahrungen → Verhaltensmuster → Wiederholung → Schema
      • KBT: Erfahrungsangebote mit Bezug zu Entwicklungsphasen (Symbolisierung, Abstrahierung, Trennung/Individuation) →

Nachreifung, Entwicklung neuen Verhaltens

    • lerntheoretisch
  • Hypothese:
    • konzentrative Wahrnehmung auf das Leibliche im aktuellen Tun und Erleben (= "Bewegung") → Zugang zum Unbewussten/Leibgedächtnis (in Haltung, Bewegung, Verhalten) → Beziehungserfahrungen
    • leibliche Wahrnehmung/Bewegung ⇒ "innere Bewegung" → affektive Erlebnisebene
    • Bewusstwerdung alter Erfahrungen
    • Unterbrechen von Automatismen
    • Ermöglichen neuer Erlebnisinhalte
    • Helmut Stolze: konzentratives Handeln = "Übung ohne zu üben."

Methode

  • Ausgang: aktuelle Situation → sprachliche Mitteilungen, Stimmungen, Körperhaltungen des Klienten, eigenen Reaktionen
  • Angebot: Anregungen zum Experimentieren und Erleben gibt
    • Wahrnehmung, z.B. des Raums
    • Bewegung, z.B. auf verschiedene Arten gehen
    • Leiblichkeit, z.B. Körpergrenzen abklopfen
    • Austausch/Interaktion zwischen Gruppenmitgliedern und Therapeut
    • Arbeit mit Gegenständen:
      • als Realobjekte
      • als Hilfsmittel zur Selbstwahrnehmung
      • als Symbol
      • zur Gestaltung einer Szene/des Körperbildes/einer Beziehung
      • als Übergangsobjekt → Mitnahme nach nach Hause zur Unterstützung und Weiterführung eines inneren Prozesses
  • Ziele:
    • Anregung von Selbst- und Körperwahrnehmung
    • Bewusstwerden der eigenen Befindlichkeit, Wahrnehmen von Gefühlen und Impulsen
    • Bearbeiten von inneren und äußeren Konflikten
    • Klärung von Beziehungssituationen
  • danach verbale Bearbeitung: Klärung, Verdeutlichung, Differenzierung, Integration