Konzentrative Bewegungstherapie

Aus psych-med

Geschichte

  • Helmuth Stolze
  • 1958 bei LPTW vorgestellt
  • Entwicklung aus Bewegungsarbeit von Elsa Gindler
  • Eigenwahrnehmung: "Werden sie erfahrbereit"
  • Leiblichkeit und Bewegung als wesentliche Elemente
  • 1975 Deutscher Arbeitskreis für KBT (DAKBT)

Theorie

  • tiefenpsychologisch:
    • Weiterentwicklung des Gestaltkreises von Viktor von Weizsäcker → zwei Gestalt- und Regelkreise:
      • averbal → bewegen - wahrnehmen
      • verbal → denken - sprechen
  • entwicklungspschologisch:
    • Jean Piaget: sensomotorische Erfahrungen → Verhaltensmuster → Wiederholung → Schema
    • KBT: Erfahrungsangebote mit Bezug zu Entwicklungsphasen (Symbolisierung, Abstrahierung, Trennung/Individuation) →

Nachreifung, Entwicklung neuen Verhaltens

  • lerntheoretisch

Methode

  • Ausgang: aktuelle Situation → sprachliche Mitteilungen, Stimmungen, Körperhaltungen des Klienten, eigenen Reaktionen
  • Angebot: Anregungen zum Experimentieren und Erleben gibt
    • Wahrnehmung, z.B. des Raums
    • Bewegung, z.B. auf verschiedene Arten gehen
    • Leiblichkeit, z.B. Körpergrenzen abklopfen
    • Gestalten einer Szene, z.B. mit Gegenständen
    • Austausch, z.B. Berührungsdialog mit der Therapeutin
  • Ziele:
    • Anregung von Selbst- und Körperwahrnehmung
    • Bewusstwerden der eigenen Befindlichkeit, Wahrnehmen von Gefühlen und Impulsen
    • Bearbeiten von inneren und äußeren Konflikten
    • Klärung von Beziehungssituationen
  • danach verbale Bearbeitung: Klärung, Verdeutlichung, Differenzierung, Integration

Eine zentrale Vorgehensweise ist die konzentrative Wahrnehmung im aktuellen Tun und Erleben. In der KBT wird dieses Tun und Erleben als Bewegung verstanden. Mit der Konzentration auf das Leibliche gewinnen wir Zugang zum unbewussten Gedächtnis. Ihm zugeordnet ist das Leibgedächtnis, das alle Erfahrungen, insbesondere die Beziehungserfahrungen speichert. Durch die konzentrative Hinwendung auf den eigenen Körper können Erinnerungen bewusst werden, die sich in Haltung, Bewegung und Verhalten ausdrücken. Mit jeder Belebung der Wahrnehmung wird gleichzeitig eine innere Bewegung ausgelöst. Im gegenwärtigen Tun können durch Bewegungsabläufe (gewohnte Tätigkeiten, wie z.B. Gehen, Greifen, Stehen, Liegen) alte Erfahrungen bewusst, Automatismen unterbrochen und neue Erlebnisinhalte ermöglicht werden. Die innere Beteiligung ermöglicht eine affektive Erlebnisebene, wodurch neue Verhaltensweisen leichter erlernt und integriert werden. Dies zeigen Ergebnisse der Lernforschung, wonach emotional getönte Inhalte am besten behalten werden. Durch Angebote, die einen Handlungsraum eröffnen, können diese neuen Erlebnisinhalte erprobt und durch Wiederholung vertieft werden. Helmut Stolze nennt diesen Vorgang „Übung ohne zu üben.“ Dieses konzentrative Handeln fördert ebenfalls Lerneffekte, wie die Forschungsergebnisse des Neurobiologen Braus zeigen, wonach Handeln und „Selbsttun“ einen 90%igen Lernerfolg haben.

Das geschilderte körperorientierte Erleben ermöglicht es dem Klienten, gesunde Anteile von Störungen zu unterscheiden und zu verstehen. Damit werden Themen für die psychotherapeutische Bearbeitung zugänglich und die Zielfindung wird erleichtert. Ein wesentlicher Bestandteil der KBT-Arbeit ist das Einbeziehen von Gegenständen. Dabei dienen Gegenstände als Realobjekte, als Hilfsmittel zum Aufbau der Selbstwahrnehmung, als Symbol, als Mittel zur szenischen Gestaltung, als Gestaltung des Körperbildes, als Objekt zur Beziehungsgestaltung zwischen Zweien oder Mehreren und als Übergangsobjekt, das den Klienten zur Unterstützung und Weiterführung eines inneren Prozesses mit nach Hause gegeben wird. Ein weiterer Fokus im therapeutischen Prozess ist die Gestaltung der Interaktion zwischen KlientIn bzw. Gruppenmitgliedern untereinander und der TherapeutIn. Erfahrungsberichte finden sich auf der Homepage des DAKBT unter www.dakbt.de