Schmerz und Sucht

Aus psych-med
Version vom 14. Juli 2016, 09:02 Uhr von Daniel (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Notizen vom 5. Münchner Sommersymposium Schmerztherapie, 02.07.2016, Vortrag Dr. Weckbecker, Bad Honnef

Schmerz bei Sucht

  • Besonderheiten bei Patienten unter Substitution ggü. Schmerzpatienten:
    • dtl. höhere Dosen
    • schmezrsensibler (opiatinduzierte Hyperalgesie?)
    • oft atypische Komorbiditäten
    • Schmerz = Notfall! → Suchtdruck ↑ → Angst vor Entzug → Abbruch der Subsitution → Risiko
    • ⇒ Substitution + Schmerz ⇒ Therapie! nicht abwarten
    • Kombination von Opioiden möglich, z.B. Buprenorphin + Tilidin
    • Buprenorphin beliebig steigerbar, keine Sedierung, keine Atemdepression (weil Partialagonist)
  • häufige Fehlannahmen:
    • Substitution = ausreichende Analgesie → falsch!
    • Opioide führen zu Rückfall → falsch!
    • Substitution + Opioide → Atemdepression → falsch! (Toleranz)
    • Schmerz = Manipulation, um an Opiate zu kommen → falsch!

Sucht bei Schmerz

  • Opiate → psychotrope Wirkung (Schlaf, Stimmung, Stress↓)
  • Fehlannahme: Schmerz + Opiate = keine Abhängigkeit → 30% entwickeln Abhängigkeit!
  • KI: Kopfschmerz, RDS, FMS, CED, primär psychische Störungen (PTSD, BPS)
  • Risikopatienten: Tagesdosis > 120 mg, selbständige Dosiserhöhung, Ablehnung anderer Therapien, Verschreibung durch mehrere Ärzte, Drogen-/Sucht-Anamnese, psychiatrische Komorbidität
  • bei Verdacht: Drogen-Screening im Urin (Beigebrauch, andere Substanzen) 1x/Monat + Kreatinin + genet. Fingerabdruck
  • wenn Sucht besteht (nicht nur körperliche Abhängigkeit):
    • primäres Ziel Substitution → Kontrolle über Substanz + Dosis → S3-Leitlinie
    • nicht primär Entzug → hohe Rückfallquote
    • langfristige Perspektive von vorneherein planen
    • → zugrundeliegende Probleme behandeln: Craving, Funktionalität, soziale Situation