Schwindel

Aus psych-med
Version vom 24. Februar 2016, 17:18 Uhr von Daniel (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

periphere Schwindelsyndrome

  • BPPV
  • M. Menière
  • Neuritis verstibularis
  • bilaterale Vestibulopathie
  • Vestibularisparoxysmie
  • Perilymphfistel

psychogener = somatoformer = phobischer Schwindel

  • Charakteristika:
    • Schwankschwindel, Gang- und Standunsicherheit bei unauffälligem neurologischen Befund
    • Besserung unter Ablenkung
    • stärker bei einfachen Übungen (Seiltänzergang) als bei schwierigen (Einbeinhüpfen)
    • fluktuierende Unsicherheit mit Fallangst, aber ohne Stürze
    • gelegentlich vegetative Begleitsymptomatik (Angst!)
    • Auslösung/Verstärkung in typischen Situationen: Menschenansammlungen, Autofahren
    • oft Besserung durch Alkohol oder Sport
    • oft Vermeidungsverhalten
    • Auslöser oft vestibuläre Störung/BPLS oder Belastungssituation
  • Therapie:
    • komplette Diagnostik → Abholen, Angst nehmen
    • Psychoedukation
    • Desensibilisierung durch Eigenexposition, Sport
    • ggf. SSRI und KVT

Neuritis vestibularis

  • V.a. virale Genese (HSV Typ 1)
  • Schädigung wahrscheinlich durch Druck im knöchernen Kanal

Symptome

  • anhaltender Dauerdrehschwindel mit Oszillopsien und Kippung der subjektiven Vertikalen zur betroffenen Seite
  • dadurch Gangabweichung und Fallneigung zur betroffenen Seite
  • horizontal rotierender Spontannystagmus zur nicht betroffenen Seite, durch visuelle Fixation meist unterdrückbar (Frenzel-Brille!)
  • Übelkeit, Erbrechen
  • einseitige Funktionsstörung des horiontalen Bogenganges bei klinischer VOR-Testung (Halmagyi-Kopfimpulstest) und kalorischer Prüfung
  • KEINE Hörstörung, Tinnitus, neurologische Ausfälle

Therapie

  • medikamentös:
    • symptomatisch: in der ersten Tagen Antivertiginosa
    • kausal: Methylprednisolon 100 mg p.o., jeden 4. Tag um 20 mg reduzieren
  • Verbesserung der zentralen Kompensation: vestibuläres Trainingsprogramm:
    • willkürliche Augenbewegungen und Fixation → Training der Blickstabilisation
    • aktive Kopfbewegungen → Neueineichung des VOR
    • Balance-/Ziel-/Gehübungen → Verbesserung der vestibulospinalen Haltungsregulation und Zielmotorik (Physiotherapie)

M. Menière

  • Pathophysiologie: Endolymphhydrops
  • Ruptur der Endolymphmembran und/oder Öffnung von Kationenkanälen → Kalium ↑ ⇒ Depolarisation

Symptome

  • rezidivierende, Minuten bis Stunden anhaltende Attacken
  • Schwindel, einseitige Hörminderung, Tinnitus und Ohrdruckgefühl
  • im Verlauf meist bleibende Hörminderung und vestibuläres Defizit

Therapie

  • Ziel: Attackenprophylaxe
    • Gentamicin und Steroiden (transtympanale Instillation)
    • Betahistin-dihydrochlorid: hochdosiert, langdauernd (3 x 48 mg/d für 12 Monate) → nach Studienlage wirkungslos!

Antivertiginosa

  • Indikation: symptomatische Behandlung von Schwindel, Nausea, Erbrechen
  • nur für wenige Tage, da sonst Hemmung der zentralen Kompensation, Gefahr der Abhängigkeit
Wirkstoff Dosis Mechanismus
Scopolamin transdermal 1,0 mg/72h Anticholinergikum/Muskarinantagonist
Dimenhydrat
(Vomex)
50 mg p.o. alle 4-6h
150 mg supp. 1-2x/d
Antihistaminikum (H1)
Perazin
(Taxilan)
6,5 mg alle 6h Phenothiazin, Muskarin-/Dopaminantagonist (D2)
Diazepam
Clonazepam
5-10 mg alle 4-6h
0,5 mg alle 4-8h
Benzodiazepine, GABA-A-Antagonist