Anorexia nervosa: Unterschied zwischen den Versionen
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** Grundumsatz initial niedrig, bei Gewichtszunahme deutlicher Anstieg | ** Grundumsatz initial niedrig, bei Gewichtszunahme deutlicher Anstieg | ||
** '''für Gewichtszunahme 100g/d → 800-1200 kcal/d zusätzlich erforderlich!''' | ** '''für Gewichtszunahme 100g/d → 800-1200 kcal/d zusätzlich erforderlich!''' | ||
** Orientierung am Körpergewicht (Gewichtskurve), Cave: initial Wassereinlagerungen | ** Orientierung am Körpergewicht (Gewichtskurve), Cave: initial Wassereinlagerungen | ||
* Elektrolyte: | * '''Elektrolyte''': | ||
** Hypokaliämie → EKG, ggf. Substitution | ** Hypokaliämie → EKG, ggf. Substitution | ||
** Hyponatriämie → meist durch Hyperhidratation/Polydipsie → weniger Trinken! | ** Hyponatriämie → meist durch Hyperhidratation/Polydipsie → weniger Trinken! | ||
** Hypophosphatämie → bei hochgradiger AN ([[Essstörung|refeeding Sndrom]]) → Substitution, wenn möglich oral | ** Hypophosphatämie → bei hochgradiger AN ([[Essstörung|refeeding Sndrom]]) → Substitution, wenn möglich oral | ||
* Substitution von Vitaminen/Spurenelementen nicht regelhaft erforderlich | * Substitution von Vitaminen/Spurenelementen nicht regelhaft erforderlich | ||
* Hypercholesterinämie häufig, Normalisierung nach Gewichtszunahme | * '''Hypercholesterinämie''' häufig, Normalisierung nach Gewichtszunahme | ||
* ggf. zusätzlich Trinknahrung | * ggf. zusätzlich Trinknahrung | ||
* Sondenernährung ggf. kurzzeitig | * Sondenernährung ggf. kurzzeitig | ||
=== Begleitsymptome === | |||
* '''Purging-Verhalten''': | |||
*# selbstinduziertes Erbrechen: | |||
*#* Zahnstatus | |||
*#* Elektrolyte | |||
*#* Speicheldrüsen | |||
*# Laxantienabusus: | |||
*#* Psychoedukation, Komplikationen | |||
*#* nach Absetzen oft Obstipation → Ballaststoffe, regelmäßig essen! | |||
* '''exzessive körperliche Aktivität''': | |||
** Reduktion nach Energieaufnahme (Gewichtskurve!) | |||
** angepasstes Bewegungsprogramm | |||
** ggf. Bewegungsvertrag | |||
=== Psychotherapie === | === Psychotherapie === |
Version vom 10. März 2016, 15:46 Uhr
Epidemiologie
- Prävalenz 0,4%
- Ersterkrankungsalter 15-19 J., in den letzten Jahren sinkend (ab 11 J.)
- w : m = 10 : 1
- Mortalität 10%
- Verlauf i.d.R. über mehrere Jahre
- ca. 50% Heilung
- ca. 20% Chronifizierung
Ätiologie
- psychodynamisch:
- objekttheoretisch: Autonomie, Selbstwertregulation durch erfoglreiche Diäten
- triebtheoretisch: Verschiebung genital → oral; "ewige Tochter"
- familiendynamisch: maladaptive familiäre Muster
- soziokulturell: Schlankheitsideal, Druck in Peergroup
Symptome
- Untergewicht
- Körperschemastörung
- Angst vor Essen bzw. Gewichtszunahme
- Sport, vermehrter Bewegungsdrang
- hoher Leistunsganspruch
- hohes Schlankheitsideal
Diagnose
medizinische Komplikationen
- Hypokaliämie, Hypophosphatämie
- Bradykardie, Hypotonie
- Ödeme, Akrozyanose
- Haarausfall
- verzögerte Magenentleerung + Darmpassage, Bauchschmerzen
- Hypercholesterinämie, Leukopenie
- zerebrale Atrophie
- Hypogonadismus, primäre/sekundäre Amenorrhoe ⇒ Osteoporose, Zahnschäden
- Low-T3-Syndrom
- neuropsychologische Veränderungen
Therapie
- Grundlagen in allen Settings und Phasen:
- störungsorientiert und körperliche Aspekte einbeziehen
- Expertise erforderlich, störungsspezifische Therapieelemente
- frühzeitiger Therapieplan → Monate-Jahre!
- engmaschige Anbindung, Vernetzung der Beteiligten, Cave: Übergänge (v.a. stationär → ambulant)
- Gewichtsmonitoring: regelmäßige Gewichtskontrollen planen, besprechen, unter persönlicher Aufsicht durchführen
- Arbeit an Motivation und Ambivalenz
- Einbeziehung von Angehörigen/Sorgeberechtigten
- Ziele:
- Normalisierung des Körpergewichts (zunehmen + dann halten)
- Normalisierung des Essverhaltens
- Behandlung körperlicher Folgen
- Behandlung zugrundeliegender emotionaler, kognitiver, sozialer Probleme
- Förderung der sozialen Integration, Nachholen von Entwicklungsschritten
- Setting-Besonderheiten:
Hausarzt /Kinderarzt |
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ambulant |
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tagesklinisch |
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stationär |
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Beratungsstellen |
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Wohngruppen |
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Zwangsbehandlung
- bei hohem Gesundheitsrisiko und geringer Krankheitseinsicht: Einrichtung einer juristischen Betreuung
- bei vitaler Gefährdung → Unterbringung
- Zwangsernährung als Ultima ratio
- orale Ernährung unter Beobachtung
- Magensonde
- parenteral (nur im Notfall)
- bei Kindern/Jugendlichen: Eltern oder Jugendamt
Pharmakotherapie
- in der Regel keine Pharmakotherapie
- keine Evidenz für Neuroleptika, Antidepressiva oder Appetitstimulanzien
- Antidepressiva:
- auch bei komorbider Depression kritisch, da Studien negativ
- bei Untergewicht hohes Risiko für UAW
- Olanzapin (Zyprexa ®)
- off label, bei zwanghafter Denk-Einengung (Grübeln, Schuldgefühle) und exzessivem Bewegungsverhalten
- zeitlich begrenzt
Ernährungstherapie
- Energiebedarf:
- initial 30-40 kcal/kg KG
- Grundumsatz initial niedrig, bei Gewichtszunahme deutlicher Anstieg
- für Gewichtszunahme 100g/d → 800-1200 kcal/d zusätzlich erforderlich!
- Orientierung am Körpergewicht (Gewichtskurve), Cave: initial Wassereinlagerungen
- Elektrolyte:
- Hypokaliämie → EKG, ggf. Substitution
- Hyponatriämie → meist durch Hyperhidratation/Polydipsie → weniger Trinken!
- Hypophosphatämie → bei hochgradiger AN (refeeding Sndrom) → Substitution, wenn möglich oral
- Substitution von Vitaminen/Spurenelementen nicht regelhaft erforderlich
- Hypercholesterinämie häufig, Normalisierung nach Gewichtszunahme
- ggf. zusätzlich Trinknahrung
- Sondenernährung ggf. kurzzeitig
Begleitsymptome
- Purging-Verhalten:
- selbstinduziertes Erbrechen:
- Zahnstatus
- Elektrolyte
- Speicheldrüsen
- Laxantienabusus:
- Psychoedukation, Komplikationen
- nach Absetzen oft Obstipation → Ballaststoffe, regelmäßig essen!
- selbstinduziertes Erbrechen:
- exzessive körperliche Aktivität:
- Reduktion nach Energieaufnahme (Gewichtskurve!)
- angepasstes Bewegungsprogramm
- ggf. Bewegungsvertrag
Psychotherapie
- evidenzbasiert kein Therapieverfahren überlegen!
- neuere Ansätze:
- Internet-basierte Therapie
- spezifischer Fokus auf exzessivem Bewegungsverhalten
- achtsamkeitsbasierte Ansätze (Emotionsregulation)