Friedemann Schulz von Thun

Aus psych-med

Vier-Ohren-Modell

  • auch Vier-Seiten-Modell, Nachrichtenquadrat, Kommunikationsquadrat
  • Modell der Kommunikationspsychologie
  • vier Aspekte/Seiten einer Nachricht:
    1. Sachinhalt = "Worüber ich informiere"
    2. Selbstoffenbarung = "Was ich von mir selbst kundgebe"
    3. Beziehung = "Was ich von dir halte, wie wir zueinander stehen"
    4. Appell = "Wozu ich dich veranlassen möchte"

Inneres Team

  • Persönlichkeitsmodell
  • Team = Metapher für Pluralität des menschlichen Innenlebens
  • Hilfe in zwiespältigen Situationen (intrapsychisch und interpersonell)
  • innere Selbstklärung → Voraussetzung für klare und authentische Kommunikation nach außen
  • Teammitglied = eindimensionaler Antrieb, jeder will immer nur das beste
  • unterschiedliche Charaktere: laut/leise, vorlaut/schüchtern, dominant/zurückhaltend, extrovertiert/introvertiert → "Gruppendynamik"
  • Team = Lebenserfahrungen eines Menschen, Meinungen (auch von Eltern, Freunden, Lebenspartnern), Werte (von Gemeinschaften)
  • Teamleiter = übergeordnetes "Ich" = Instanz, die bei außenwirksamen Entscheidungen das letzte Wort hat
  • innere Teamsitzung:
    • oft nicht bewusst kontrolliert
    • bei schwierigen/ungewohnten Entscheidungen → bewusste Teamsitzung
      • betroffene Teammitglieder identifizieren
      • jeweilige Meinung vorbringen, freie Diskussion
      • Teamleiter neutral → alle Positionen wertschätzen → Kompromiss erarbeiten
      • Vorteil:
        • alle wichtigen Bedürfnisse werden beachtet → höhere Selbstzufriedenheit
        • bei späterem Unwohlsein → besseres Verständnis

Werte- und Entwicklungsquadrat

  • Prämisse: jeder Wert (Tugend/Leitprinzip/menschliche Qualität) benötigt Balance zu positivem "Gegenwert" ("Schwestertugend") für konstruktive Wirkung
  • sonst Gefahr der "Entwertung" durch Übertreibung
  • Beispiele:
Ehrlichkeit Takt/Sensibilität
brutale Offenheit höfliche Fassade
zu finden (hier z. B. Takt und Sensibilität); erst beides zusammen lasse „den Regenbogen aufgehen“. Ehrlichkeit ohne Takt könne zur brutalen Offenheit verkommen, Takt ohne Ehrlichkeit zur höflichen Fassade. Habe man die Balance zweier Gegenwerte vor Augen, könne man auch die anstehende Entwicklungsrichtung entdecken: der eine neige zur Verabsolutierung der Ehrlichkeit und müsse entsprechend Takt und Sensibilität erobern; der andere übertreibe genau diese Qualität und solle lernen, ehrlichen Klartext zu sprechen.


Urbeispiel von Helwig: Sparsamkeit und Großzügigkeit

Nicolai Hartmann hat den aristotelischen Gedanken in ein Wertequadrat übertragen und Paul Helwig hat es von ihm übernommen. In dem seit Aristoteles immer wieder auftauchenden Beispiel braucht es neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit, um nicht zum Geizhals zu verkommen und umgekehrt bewahrt die Balance mit der Sparsamkeit den Großzügigen vor der Verschwendung.

Die Entwicklungsrichtung findet sich in den Diagonalen. Wer die Sparsamkeit übertreibe und zum Geizigen werde, dessen Entwicklungspfeil zeige zur Großzügigkeit und komplementär empfehle es sich für den Verschwenderischen, die Sparsamkeit zu entwickeln.




Weblinks